ver.di FilmUnion - Newsletter 03/2013

Die ver.di FilmUnion will mit diesem Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Die ver.di FilmUnion bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Fernsehschaffenden und allen anderen Beschäftigten in Produktions-, Dienstleistungs- und Studiobetrieben. Sie tritt für Kunstfreiheit, gerechte Arbeitsbedingungen, soziale Absicherung und insbesondere für die Umsetzung tariflicher Bestimmungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt sie eine integrierte Interessenvertretung der Filmbeschäftigten in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an.
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Inhalt

  1. Breite Einigkeit von 14 Produzenten- und Filmschaffendenverbänden: "ARD und ZDF müssen sich zum Kinofilm bekennen!“
  2. NDR beschließt Teilverkauf - Studio Hamburg restrukturiert die Umstrukturierung
  3. Tarifergebnis für Bavaria Studios mit Warnstreik durchgesetzt
  4. Filmstandort Deutschland: Sind die fetten Jahre vorbei? Diskussion der ver.di Filmunion zum Münchner Filmfest
  5. Achtung Visite! Setbesuche der ver.di Filmunion
  6. Den Rundfunkräten auf der Spur: Otto Brenner Stiftung (OBS) analysiert Rundfunkgremien und skizziert Reformbedarf
  7. Geld für Zeit zum Drehbuchschreiben: Seminar über Fördermöglichkeiten für Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren (Spielfilm)
  8. Veranstaltungshinweise
  9. Meldungen
  10. Impressum / Abo


1. Breite Einigkeit von 14 Produzenten- und Filmschaffendenverbänden: "ARD und ZDF müssen sich zum Kinofilm bekennen!“

14 Filmverbände und –institutionen, darunter die ver.di Filmunion, unterzeichneten eine gemeinsame Resolution, die am 26. April auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wurde: "ARD und ZDF müssen sich zum Kinofilm bekennen! Er ist Teil ihres Kulturauftrags." Die sich abzeichnende Tendenz des Rückzugs von Kinofilmen aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm soll aufgehalten werden. Kino soll nicht ins mitternächtliche Nischenprogramm gedrängt werden. Deshalb umfasst der Forderungskatalog der Resolution nicht nur einen festen Anteil von 3,5 % des Gesamthaushaltes der öffentlich-rechtlichen Sender für Kinokoproduktionen, sondern auch die Festlegung von Sendeplätzen für den Kinofilm. Für die ver.di Filmunion ist dabei genauso wichtig, dass auch steigende Kosten für Programminhalte und Einkommenssteigerungen für alle beteiligten MitarbeiterInnen und Filmschaffende mitberücksichtigt werden.

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2. NDR beschließt Teilverkauf - Studio Hamburg restrukturiert die Umstrukturierung

Die hundertprozentige NDR-Tochter Studio Hamburg kommt einfach nicht zur Ruhe. Der Konzern befindet sich einmal mehr in einer Restrukturierungsphase.

Vorausgegangen ist der Gesellschafterbeschluss durch die NDR-Vertreter, der vor allem die technischen Dienstleistungen treffen wird. Der öffentlich-rechtliche Sender spielt hier mit zweischneidiger Klinge: zum einen werden immer weniger NDR-Aufträge an Studio Hamburg gegeben und andererseits kaum Investitionen in den Standort Hamburg eingeplant. Da wundert es wenig, dass dem Mutterhaus NDR jetzt nichts anderes einfällt, als der vernachlässigten Tochter Studio Hamburg den Verkauf von Betriebsteilen zu verordnen.

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3. Tarifergebnis für Bavaria Studios mit Warnstreik durchgesetzt

Nach dem bedauernswerten Scheitern der Haustarifverhandlungen bei Bavaria Film und Bavaria Production Services (BPS) konnte im März zumindest bei den Bavaria Studios ein Tarifergebnis erreicht werden. Nachdem sich bereits zu Beginn der Verhandlungen bei allen drei Unternehmen andeutete, dass die Zeiten eines friedlichen Miteinanders bei der Bavaria wohl vorbei sind, konnte allein die Belegschaft der Bavaria Studios erfolgreich Druck auf die Arbeitgeberseite ausüben und diese zu einer Tarifeinigung auf Grundlage des bisherigen Tarifniveaus bewegen. Sie hatten einen Warnstreik bei Proben zu Aktenzeichen XY durchgeführt und angekündigt „Wetten dass?“ zu bestreiken. Diese Aktionen brachten die Wende in den Verhandlungen.

„Die Arbeitskampfbereitschaft und der hohe Organisationsgrad der Kolleginnen und Kollegen in den Bavaria-Studios haben das Tarifergebnis möglich gemacht. Der Manteltarifvertrag gilt ohne Abstriche für weitere fast drei Jahre. Auch die Einmalzahlungen von 400 € sind erfreulich“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Dass in der Bavaria-Gruppe die Geschäftsführer der Bavaria Film ähnliche Ergebnisse verhinderten, ist wirtschaftlich nicht nachvollziehbar und muss andere Gründe haben.

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4. Filmstandort Deutschland: Sind die fetten Jahre vorbei? Panel der ver.di Filmunion zum Münchner Filmfest

Die deutsche Kinofilmproduktion ist lebendiger und vielfältiger denn je, und umso härter geht es künstlerisch, strukturell und wirtschaftlich zur Sache. Doch in den großen Fragen von Kunst und Markt kommt der normale Filmschaffende nicht vor: Gagenhöhe, Arbeitssicherheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf – kein wirklich attraktives Diskussionsthema? Das liefert Stoff genug für eine interessante Momentaufnahme mit Menschen, die im deutschen Film etwas zu sagen haben: Am 30. Juni 2013 von 11.00 – 13.30 in der Black Box im Münchner Gasteig. Mit Matthias Esche, Christoph Fisser, Eberhard Hauff, Bettina Reitz, Klaus Schaefer, Matthias von Fintel.

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5. Achtung Visite! Setbesuche und Tarifcheck der ver.di Filmunion

Da sind sie wieder die langen hellen Tage – Drehsaison! Die ver.di FilmUnion will diese nutzen, um möglichst viele Dreharbeiten zu besuchen und während der Pausen mit den Filmschaffenden an den Sets und in den Produktionsbüros ins Gespräch zu kommen. Wir kommen als Überraschungsgäste, aber auch gern auf Einladung von KollegInnen. Jede Anfrage nach einem Setbesuch behandeln wir natürlich. Diesmal wollen wir dann auch was wissen: Was ist den Filmschaffenden besonders wichtig am Tarifvertrag? Bessere Arbeitszeit- oder Zeitkontenregelungen, Gagenerhöhung oder mehr Urlaub …? Und wer kann vorstellen, mal an einer Aktion teilzunehmen für gemeinsame Tarifziele?

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6. Den Rundfunkräten auf der Spur: Otto Brenner Stiftung (OBS) analysiert Rundfunkgremien und skizziert Reformbedarf

Viele finden sie mysteriös, andere wissen nichts von ihrer Existenz, Günther Jauch nannte sie einmal „Gremlins“: die Rundfunkräte. Dabei besitzt der Rundfunkrat (beim ZDF: Fernsehrat) eine enorm wichtige Funktion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Er ist das oberste für die Programmkontrolle zuständige Aufsichtsgremium. Eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung untersucht nun vor allem die praktischen Aspekte des Rundfunkrats: Wie setzen sich die Rundfunkräte zusammen, wer entsendet die Mitglieder, wie werden Entscheidungen gefällt, wofür sind die Kontrolleure zuständig, was können sie erreichen und was sie nicht verhindern? Das Ergebnis dieser Studie verwundert nicht und lässt sich in drei Sätzen zusammenfassen:
1. Rundfunkgremien sollten wesentlich transparenter als bisher arbeiten.
2. Der Einfluss der Parteien und vor allem des Staates auf die Rundfunkgremien muss zurückgedrängt werden.
3. Und die Arbeit der Rundfunkräte sollte auch im Interesse der Sender selbst deutlich professionalisiert werden.

Zum vollständigen Studienergebnis


7. Geld für Zeit zum Drehbuchschreiben: Fördermöglichkeiten für Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren (Spielfilm)

Drehbücher schreiben ist eine Kunst, Förderung dafür zu beantragen auch. Aber man kann es lernen. Von Silvia Itscherenska, die in einem zweitägigen Seminar sicher durch den Förderdschungel führt. So stellt sie überregionale und regionale Fördermöglichkeiten für Spielfilmdrehbücher vor, die von Drehbuchautorinnen und -autoren beantragt werden können. Dies beinhaltet die unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen, die Förderarten (wie bedingt rückzahlbare Darlehen, Zuschuss oder Zuwendung) und die offiziellen Richtlinien, die mit der Förderpraxis in Bezug gesetzt werden. Auch die Antragsstellung bei überregionalen und regionalen Förderinstitutionen wird ausführlich behandelt.

Zum Seminar für ver.di-Mitglieder


8. Veranstaltungshinweise

Ausstellungstipp: 1. Mai

Der Berliner Autor und Fotograf Christoph Brandl zeigt vom 1. Juni – 5. Juli in der Galerie „Bloody Mary“ (Manteuffelstraße 77) in Berlin-Kreuzberg seinen Zyklus 1. Mai. Die Aufnahmen entstanden am 1. Mai 2002 während einer der gewalttätigsten Kreuzberger 1. Mai-Demonstrationen überhaupt. Brandl beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der Frage wie Gewalt entsteht, und wozu Menschen in Ausnahmesituationen fähig sind. Er bezieht dabei keine Position sondern stellt unkommentiert Gewalt von Autonomen derer der Polizei gegenüber. Die Fotos, die zum ersten Mal gezeigt werden, sind analog produziert. Durch die Verwendung eines hochempfindlichen Films entsteht eine Grobkörnigkeit, die zusammen mit einer gelegentlichen Bewegungsunschärfe das ästhetische Empfinden des Zuschauers herausfordern soll. Vernissage: Samstag, 1. Juni, 19.00 Uhr. Eintritt frei.
http://c-brandl.de/

Filmtipp I: ORANIA

Preisgekrönt mit der Auszeichnung als “Best Documentary Feature” des Jozi Film Festival 2013, Johannesburg, Südafrika und des Dreamland International Film Festival, New Haven, USA, war ORANIA auch nominiert als “Bester Dokumentarfilm” des achtung berlin – new berlin film award 2013.“ORANIA ist ein Dokumentarfilm über kulturelle Identität und den schmalen Grat zwischen Selbstbestimmung und Ausgrenzung”, erklärte Produzent Sascha Supastrapong, Dreamtrader Films. Offen, beobachtend, leise und fasziniert von seinen Protagonisten nimmt Lindner den Zuschauer mit auf seine intensive Entdeckungsreise in das “Dorf des Weißen Mannes”. Große, stilisierte Landschaftsbilder Südafrikas verweben sich mit intimen Einblicken in die Lebensumstände der Dorfbewohner. Die reduzierte Kamera stellt durch ruhige Einstellungen eine erstaunliche Nähe zu den Protagonisten her, für den Zuschauer so, als wäre er mitten im Geschehen. Lindners Debütfilm steht in der Tradition puristischer Dokumentarfilme. Am 13. Juni startet ORANIA in den deutschen Kinos, verliehen durch die Kinostar Filmverleih GmbH.

Filmtipp II: FROHES SCHAFFEN

Am 2. Mai startete deutschlandweit der Film „Frohes Schaffen“ von Konstantin Faigle in den Kinos. „Frohes Schaffen“ ist eine essayistisch-satirische Doku-Fiktion zum Thema Arbeit. Produziert wurde der Film von HUPE Film, welche im Jahr 2012 bereits einen großen Erfolg mit dem Dokumentationsfilm „Work Hard Play Hard“ erzielten.
„Frohes Schaffen“ behandelt neben dem Thema Arbeit auch das bedingungslose Grundeinkommen als Perspektive für den gesellschaftlichen Wandel, den viele Menschen Aufgrund des Wegfalls vieler Arbeitsstellen durch den technischen Fortschritt durchlaufen. Der Film bietet hierzu zahlreiche Denkanstöße, das Thema Arbeit sowie die Funktion vieler in der Gesellschaft für die Zukunft neu zu positionieren. Es geht darum, das Schaffen sinnvoll in den Alltag zu integrieren und darum, jedem Mitglied der Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, an der Arbeit für die Gemeinschaft mitwirken zu können.


9. Meldungen

Öffentlich-rechtliche Sender wollen 1 Prozent mehr Geld

Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF, Arte und Deutschlandradio haben der unabhängigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) ihre Finanzplanung bis 2016 vorgelegt. Zusammen melden die Sender einen ungedeckten Bedarf in Höhe von 84 Millionen Euro pro Jahr. Bezogen auf das Gesamt-Budget macht das etwa 1 Prozent aus. Die Sender weisen darauf hin, dass das nicht nur unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate liege, sondern auch die niedrigste Anmeldung in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei.

Die KEF wird den Bedarf nun prüfen und voraussichtlich kürzen. Dann wird die neue Höhe für den Rundfunkbeitrag festgelegt. In ihrem letzten Bericht hatte die KEF trotz eines ungedeckten Finanzbedarfs keine Anhebung des Rundfunkbeitrags empfohlen, weil die Entwicklung der Einnahmen durch die Umstellung vom Gebühren auf das Beitragssystem nicht verlässlich geschätzt werden kann.

RTL-Teilverkauf bringt Bertelsmann 1,4 Milliarden

Bertelsmann bringt 16,5 Prozent seiner Anteile an der RTL Group zum Preis von jeweils 55,50 Euro je Aktie an die Börse. Dadurch erzielt der Medienriese Bertelsmann Einnahmen in Höhe von ungefähr 1,415 Milliarden Euro, wie die RTL Group am Montagabend bekannt gab. Die Einnahmen will Bertelsmann dazu verwenden, seine Wachstumsstrategie zu forcieren.


10. Impressum / Abo

Der ver.di-FilmUnion-Newsletter erscheint in 10-11 Ausgaben jährlich. Wenn Sie den ver.di-FilmUnion-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/publikationen_newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
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mail: kathlen.eggerling@connexx-av.de

Autor und Texter der Beiträge:
Christoph Brandl

Redaktion: Kathlen Eggerling
Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Barbara Scheiter, Geschäftsführerin connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
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c/o ver.di
Barbara Scheiter
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin

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