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Arbeitsbedingungen in der Online-Branche

(Berlin, 16. Juni 2014) Seit der letzten Erhebung von connexx.av zu den Arbeitsbedingungen von Online-Beschäftigten ist einieg Zeit vergangen. 2003 erschien die Studie "Junge Branche, alte Muster". Seitdem hat sich die Branche enorm weiterentwickelt und connexx.av wollte wissen, wie die MitarbeiterInnen ihre Arbeit bewerten.

Im April und Mai haben die MitarbeiterInnen von connexx.av sich vor die Tore einiger Online-Portale gestellt und die Beschäftigten auf die Befragung aufmerksam gemacht.

Wir haben 169 Rückantworten erhalten, die in die Analyse des mit der wissenschaftlichen Auswertung beauftragten Instituts mmb eingegangen sind.

Altersstruktur

Die Mitarbeiter/-innen von Unternehmen, die Online-Portale betreiben, zählen überwiegend zu den Berufseinsteigern und jüngeren Mitarbeitern: Rund ein Drittel der Befragten gehört zu den jungen Erwachsenen, die größte Gruppe bilden die 30- bis 39-Jährigen mit 46 Prozent. Mitarbeiter/-innen über 40 Jahren bilden etwa ein Fünftel des Mitarbeiterstamms.

Schulbildung

Die Mitarbeiter/-innen der Portale sind klar akademisch orientiert. Mehr als zwei Drittel von ihnen haben das Abitur, viele geben in ihrer Berufsbeschreibung auch ein Hochschulstudium an.

Gehälter

Bei den Gehaltsgruppen dominiert das Mittelfeld der Skala, die den befragten Portal-Mitarbeiter/-innen vorgelegt wurde. Rund ein Viertel aller Mitarbeiter/-innen verdient zwischen 30.000 und 39.999 Euro pro Jahr, ein weiteres Viertel zwischen 40.000 und 59.999 Euro. Rund ein Fünftel der Mitarbeiter/-innen liegt in der Gehaltsgruppe zwischen 20.000 und 29.999 Euro, darunter auch Teilzeitkräfte.

Arbeitsverhältnisse

Bei den Arbeitsverträgen der Online-Portale handelt es sich in fast drei Viertel aller Fälle um unbefristete Arbeitsverträge (72 %). In deutlich weniger Fällen hat der Arbeitsvertrag nur eine befristete Laufzeit (18 %). Aushilfen und Freie Mitarbeiter/-innen sind eher selten – zumindest haben sich von diesen Gruppen deutlich weniger Unternehmensangehörige an der Befragung beteiligt.

Anzahl der Arbeit- bzw. Auftraggeber

Wer für ein Online-Portal arbeitet, tut dies in der Regel in Festanstellung und ausschließlich für einen Arbeitgeber (90 % der Befragten). Anders als bei journalistischen Unternehmen ist die Arbeit als Freelancer für mehrere Auftraggeber die Ausnahme (knapp 7 %).

Aufgaben- und Tätigkeitsfelder

Die Befragten hatten die Möglichkeit, eines oder mehrere ihrer Aufgabenfelder anzugeben. Die Verteilung zeigt, dass Mitarbeiter/-innen aller Berufe und Funktionen sich an der Befragung beteiligt haben und die Befragung die Heterogenität der einzelnen Funktionen gut abbildet. Besonders stark vertreten sind Aufgaben im Produktmanagement und im Vertrieb. Zu den „anderen Aufgaben“ zählen auch neue Berufsbilder wie „Contentmanagement“ oder „Scrum Master“ (neuer Typus des Softwareentwicklers).

Vereinbarte Arbeitszeiten

Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Vollzeit: mehr als 80 Prozent der Befragten haben eine (vertraglich) vereinbarte Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche, ca. 7 Prozent zwischen 30 und 39 Stunden. Etwa jede/r Zehnte arbeitet auf Teilzeitbasis (20 bis 29 Stunden pro Woche).

Geleistete Wochenstunden

In rund 37 Prozent der Fälle entspricht die geleistete Arbeitszeit der vereinbarten. Bei etwa 5 Prozent der Befragten liegt die Arbeitszeit darunter. Über die Hälfte arbeitet mehr als vereinbart: Dabei liegt bei rund einem Fünftel der Befragten (22 %) die Mehrarbeitszeit zwischen 2,5 und 9 Prozent, etwa 21 Prozent der Befragten arbeiten zwischen 10 und 15 Prozent länger, und etwa 10 Prozent liegen zwischen 16 und 25 Prozent Mehrarbeitszeit. In acht Fällen arbeiten die Befragten rund 26 Prozent mehr. Im Mittel sind es etwa 8 Mehrarbeitsstunden pro Kopf und Woche.

Zufriedenheit mit dem Unternehmen

40 Prozent der Befragten sind „sehr zufrieden“ bis „zufrieden“ (Noten 1 oder 2 auf der 6er-Skala von „sehr zufrieden“ bis „völlig unzufrieden“) mit ihrem Gehalt im Verhältnis zu ihrer (Arbeits-)Leistung im Unternehmen. Knapp die Hälfte (48 %) vergibt die Noten 3 oder 4; rund 13 Prozent sind (völlig) unzufrieden mit dem Gehalts-Leistungs-Verhältnis und vergeben hier die Noten 5 oder 6. Ein Blick auf die Gesamtzufriedenheit zeigt ein ähnliches Bild, wobei es hier deutlich mehr gute Noten gibt (47,8 %) und weniger schlechte Noten (5,7 %).

Besonders zufrieden sind die Beschäftigten mit der Dauer des Arbeitsverhältnisses sowie mit der Kommunikation mit Kollegen. Jeweils über 70 Prozent vergeben hier die Noten 1 oder 2.

Weniger gut (im Mittel mit 3,0 bzw. 3,1) werden Zielvorgaben und Weiterbildungsmöglichkeiten bewertet – jeweils etwa 18 Prozent sind mit diesen Rahmenbedingungen „unzufrieden“ oder sogar „völlig unzufrieden“ (Noten 5 oder 6). Noch negativer werden Aufstiegsmöglichkeiten benotet – mit diesen sind etwa ein Viertel der Befragten (völlig) unzufrieden, knapp die Hälfte vergibt die Noten 3 oder 4, so dass dieser Aspekt mit einem Mittelwert von 3,5 am schlechtesten bewertet wird.

Besonders hohe Wertschätzung erfahren die Befragten durch Kollegen: 70,5 Prozent geben an, sie erfahren durch diese (sehr) hohe Wertschätzung (Noten 1 oder 2). Nur noch etwa gut die Hälfte der Mitarbeiter/-innen kann dies zur erfahrenen Wertschätzung durch Vorgesetzte sagen – hier erfährt bereits jeder Zehnte (überhaupt) keine Wertschätzung (Noten 5 oder 6). Die beurteilte Wertschätzung durch die Führungsspitze wird von 44 Prozent im Mittelfeld bewertet (Noten 3 und 4); von mehr als einem Viertel (28,3 %) sogar mit den Noten 5 oder 6.

Online und Gewerkschaft?

Insgesamt 50 Befragte notierten ein kurzes Statement zur Frage „Wie schätzen Sie die Arbeit der Gewerkschaft ein? Was würden Sie einer Gewerkschaft mit auf den Weg geben wollen?“ Fast die Hälfte aller Statements war eher positiv bzw. wohlwollend gegenüber der Arbeit der Gewerkschaft formuliert. Etwas mehr als ein Viertel war eher negativ eingestellt. Neun Befragte haben keine Bewertung vorgenommen

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