Film & Fernsehen

Setbesuch

Hilferuf bei eyeworks-Produktion "Marie Brand"

(Köln, 09. Oktober 2013) Dass die Arbeit am Set keine wie jede andere ist, braucht man keinem/keiner Filmschaffenden zu erzählen. Arbeitszeiten weit über die üblichen Maße von höchstens zehn Stunden am Tag sind ihnen allen nur allzu gut bekannt. Doch auch die Liebe der Filmschaffenden zu ihrem Werk kennt Grenzen.
Am vergangenen Dienstag, den 01. Oktober, erreichte connexx.av Köln ein anonymer Hilferuf. Die eyeworks-Produktion „Marie Brand“ hatte im Norden der Stadt einen der letzten (Außen-)Drehtage. Nach Aussage des Anrufenden wurde die Höchstarbeitsdauer von 12 Stunden/Tag im gesamten Produktionsprozess fortwährend überschritten – das ginge doch nicht, da müsse man doch was tun.

Weil eyeworks nicht tarifgebunden ist, ist die Gesellschaft streng an das Arbeitszeitgesetz gebunden. Nur den tarifgebundenen Produktionsgesellschaften ist es gestattet, das gesetzliche Maximum zu überschreiten. Im Gegenzug verpflichten sie sich zu besonderen Leistungen an die Filmschaffenden. Diese sind im Tarifvertrag Film- und Fernsehschaffende festgehalten.

Um sich einen eigenen Eindruck von den Bedingungen zu verschaffen, machte sich connexx.av-Mitarbeiter Johannes Brückner selbst an den Drehort auf. Dort hatte er die Möglichkeit mit einigen Filmschaffenden zu sprechen, die hinter vorgehaltener Hand die Vorwürfe aus dem Hilferuf bestätigten.

Leider war es nicht möglich, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen, um mehr Details zu erfahren. Die Innenaufnahmen waren im vollen Gange, die meisten Beteiligten unentbehrlich. Der Austausch über Organisationsmöglichkeiten und solchen zur Verbesserung der Drehbedingungen stießen gleichwohl auf großes Interesse. Doch vermochte kaum ein Mitwirkender erklären, selbst dabei mitwirken zu wollen.

Der Tenor war: Wer aufmuckt, kriegt keine Aufträge mehr.

connexx.av-Kollege Johannes Brückner, der dieses Argument regelmäßig hört und deshalb sehr ernst nimmt, erklärte deshalb: „Die Lage ist verfahren. Im Grundsatz gilt, wo kein Kläger, da keine Klage. Würde allerdings jemand das Wort erheben, wären die Konsequenzen fatal in einer Branche, in der fast jeder jede/n kennt. Gerade deshalb ist schon die Mitgliedschaft in ver.di ein starkes Zeichen. Viele Mitglieder legitimieren uns als Interessenvertretung gegenüber den Produzenten und Sendern, für bessere und sichere Bedingungen einzutreten. Der/die einzelne am Set muss sich so nicht outen, die Gemeinschaft schützt.“

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